18. Schwimmen in den Karijini-Schluchten, Schnorcheln am Ningaloo Reef und zurück zum Ocean Park


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Ocean Park, Shark Bay 14.04.2011 (Fortsetzung)

Nach Port Hedland geht’s ab ins Landesinnere durch die Pilbara nach dem Karijini Nationalpark. Dagmar hatte ihn schon bei ihrem vergangenen Australien-Besuch kennengelernt und Wolfram davon vorgeschwaermt. Die Berge werden immer hoeher, schroffe rote Felsformationen, in die Canyons abgehen. Dann die Einfahrt in den Nationalpark. Wir melden uns an, lange abendliche Fahrt ueber rote Sandpiste, hinter uns dicke Staubwolke. Wolfram brettert, um vor  Einbruch der Dunkelheit auf dem angepeilten Naturcampingplatz zu sein. Gerade noch rechtzeitig kommen wir in Dales Campingarea an, bauen Tisch, Stuehle und das Mueckenzelt auf - und sitzen noch lange bei Petroleumlicht in der etwas unheimlichen Dunkelheit draussen.

Am naechsten Tag frueh zum Besucherzentrum, das sehr instruktiv ueber den Nationalpark informiert. Alle Canyons seien wieder begehbar, wenn auch viel Wasser. Karijini ist wegen seiner Schluchten beruehmt. Fluesse haben in die Berge tiefe Canyons gefressen, mit  Wasserfaellen, unter ihnen Pools mit kuehlem klaren Wasser, in denen gebadet werden kann (das Wasser kommt zum Teil aus dem Untergrund). Rings umher ragen die nackten roten Sandsteinformationen senkrecht  empor, je nach Sonneneinstrahlung unglaubliche Farben. Die Pools und Felsen werden von gruenen Pythons bewohnt. Fuer die Aborigines sind sie Verkoerperungen der mythischen Regenbogenschlange, die die Taeler geschaffen hat und das lebensspendende Wasser bringt. Wir haben keine der den Menschen gegenueber unagressiven Schlangen gesehen (aber Dagmar hat bei ihrem letzten Besuch welche beobachtet). Von den fuenf Schluchten besuchen wir zwei. Zuerst steigen wir zu den Kalamina Falls hinab. In der Schlucht kommen wir aber nicht weit, der Weg ist unter Wasser und zugewachsen. Erfrischendes Bad im Pool. Kein Mensch da. Wolfram, wie Gott ihn erschuf, bis sich auf einer Felsspitze zwei  junge Frauen zeigen, die die Szene fotografieren. Naechste Schlucht, Dales Gorges, in der wir den ganzen Tag verbringen. Wanderung am mit Gum Trees (Eykalyptusart) bewachsenen Bach entlang. Ploetzlich sind wir von Schwierigkeitsstufe 1 bei 4. Wir hangeln uns an schroffen Klippen vorbei, bis es nicht mehr weitergeht. Schwimmen oder Rueckweg? Wir waehlen letzteres, wobei Wolfram, der weiter vorgedrungen ist, doch bauchtief durchs Wasser waten muss. Auf Stufe 1- Weg dann bis zu terassenfoermig angelegten Pools. Weiterweg nur durch Wasser moeglich. Wir kehren um und wandern zum Circular Pool unter  einem Wasserfall. In der Spaetnachmittagsbeleuchtung dunkles, aber  klares und eiskaltes Wasser. Baden. Die Felsen erstrahlen oben blutrot.

Wir meinen, genug  gesehen zu haben (und haben auch genug von mueckenumschwirrten Naturcampingplaetzen) und fahren am naechsten Tag weiter nach der Minenstadt Tom Price (Eisen), der mit 747 m hoechstgelegenen Stadt  Westausstraliens. Sie wird von dem 1128 m hohen Mount  Nameless ueberragt, der aber fuer die Aborigines nicht namenlos ist, sondern “Ort der Fels-Wallabies” heist. Einkauf in der Outback-Stadt und dann auf staubiger einsamer Alternativpiste  Weiterfahrt  Richtung Meer und Exmouth (635 km). Pilbara: Roter Staub auf der Piste, rotes Buschland, rote Berge und Felsen, mal schroff, mal gerundet, mal tafelfoermig, rote Termitenbauten, rote Kaengurus, rote Rinder auf dem Weg, grosse Echsen auf der Strasse … und Minenzufahrten, Eisen natuerlich.  Wieder einmal:  Australien-Kalenderblaetter 2011. Faszinierend!

Dann wieder normaler Highway – der “Warluway”, der Weg der See-Regenbogenschlange durch das Land, Abzweigung nach Exmouth, das an der Spitze einer in den Indischen Ocean ragenden Halbinsel liegt. Die Gegend  ist flach geworden, rechts und links “Waelder” an Termitenhuegeln.  Exmouth ist ein nettes touristisch gepraegtes Oertchen, schoene Sandstraende, hohe Duenen, Kuestenfelsen, ueberragt von einem etwas entfernt gelegenen hochgelegenen Leuchturm (unter dem wir auf einem  schoenen, jetzt wenig belebten Campingplatz Unterkunft  finden). Die grosse Attraktion ist das Ningaloo Reef. Es erstreckt sich von Exmouth bis Coral Bay, ca. 80 km. Das besondere ist – gegenueber dem Barriere Reef – dass es sehr nah am Ufer liegt. Vom Strand aus sieht man die Rifflinie durch die weisse Brandung, die die hier entsteht.

Unsere Tochter A. ist von Shark Bay gekommen (ca. 800 km), um einige Tage mit uns zu verbringen. Hier hat sie ihre Tauchausbildung gemacht. Ueberall lesen wir: “Die Walhaie sind gekommen.” Wir fahren zur Tauchschule und buchen eine Fahrt zu den Walhaien. Diese groessten Fische (12 m lang) kommen zur Zeit der “Korallenbluete” zum Ningaloo Reef, weil dort ein reich gedeckter Tisch auf sie wartet.

A. bereitet  uns auf die Fahrt vor: Schnorchelunterricht an der Turquoise Bay im Cape Range Nationalpark. Denn wir sollen die (harmlosen, Plankton fressenden) Ungetueme schwimmend und schnorchelnd begleiten. Wolfram, der ungeuebt ist, hat erst Probleme. Wasser kommt in den Schnorchel, die Nase und Ohren. Die Schwimmbewegung  mit den riesigen Flossen ist ungewohnt. Aber schliesslich klappt es. Wir schwimmen hinaus zu den nahegelegenen Korallen. Eine wunderbare Welt eroeffnet sich uns. Zwischen den (harten) Korallen-“Felsen” schwimmen grosse und kleine Fische in allen Farben, am Boden gruendeln andere, Papageienfische nagen an den Korallen, Seegurken kriechen auf dem Grund … Dagmar sieht einen kleinen Riffhai. Die Stroemung treibt uns strandaufwaerts, wieder unter Wasser, neue Entdeckungen. Leider haben wir keine Unterwasserkamera. Deshalb zeigen wir Aufnahmen aus einer Bilderwand, die die Meeresfauna und -flora am Ningaloo Reef darstellt.

Wir lernen am Strand eine nette Gruppe von adretten Aboriginal-Jugendlichen kennen, die unsere “Tauchkuenste” bewundern (Oje, da merken wir, dass wir nicht mehr zu den Juengsten gehoeren. Aber sie haben Respekt vor dem Alter!) Die Jungens – eine Begabtenauswahl, Stipendiaten – besuchen in Geraldton eine “High School” mit angeschlossenem Internat, fuehlen sich dort wohl (“wir lernen für unsere Zukunft”) und wuerden gerne einmal nach Europa kommen. Auf die Frage, ob sie nicht ihr Zuhause vermissten, zurückhaltende bis ausweichende Antworten: in Geraldton wuerden viele Indigene leben, da fuehlten sie sich fast wie zuhause. Auch ihre Betreuer seien “Aboriginal officers”. Sie laden uns ein, sie in ihrer Schule zu besuchen. [Zufügung: haben wir versucht, aber die Schule war geschlossen – Wochenende oder Ferien.]

Auch am naechsten Tag ueben wir an der Bay weiter Schnorcheln. Leider vergaellen uns Quallen die Freude. Wir steigen bald aus dem Wasser. Und dann eine grosse Enttaeuschung: die Fahrt zu den Walhaien faellt aus! Die Gruende wissen wir nicht - zu wenig Leute, keine Walhaie in Sicht, stuermische See? Vielleicht koennen wir das bei unserem naechsten Australienbesuch nachholen. [Zufügung: haben wir bei unseren späteren Australienreisen nicht verwirklicht – die Gelegenheit hat sich nicht mehr ergeben – und das Unternehmen hätte uns wohl auch überfordert. Unsere Tochter hält uns allerdings entgegen, sie hätte bei ihren Tauchkursen schon über 80jährige dabei gehabt.]

Unsere Reise geht weiter nach Coral Bay, reiner Ferienort am Meer. Abends pilgern wir zu einem Hotelkomplex. “Happy Hour” – das wunderbar kalte und wohlschmeckende Bier im “Jug” (grosser Krug) zum Sonderpreis. Lange Schlange an Essenbestelltheke. Wir ordern Cheeseburger mit “Chips” (Fritten).  Riesige Portion.  Auf der Terasse sitzen wir inmitten von jungen Leuten und Familien (fast immer drei Kinder!).  Auf den Bildschirmen ein Kricketspiel - lautes  Mitgehen der Zuschauer. Die Australier sind in ihrem Element. Wochenende – great Athmosphere! Wieder ein phantastischer  Sonnenuntergang ueber dem Meer.

Und weiter  geht’s  an der Kueste nach Canarvon   dort schmeissen uns Eingeborenenkinder Eier durchs offene Autofenster, die an uns und in der Fahrerkabine zerplatzen. Der Ort macht auf uns einen uninteressanten und ungepflegten Eindruck, bis auf einen “Top Tourist”- Campingplatz, auf dem wir uebernachten. Die Bananenfelder um die Stadt sehen ziemlich mitgenommen aus, von der Ueberschwemmung im vergangenen Dezember. Die Folge: viele beschäftigungslose Aborigines. Schon am Ortseingang weist ein Schild darauf hin, dass hier keine Arbeitskraefte gesucht werden (das richtet sich wohl vor allem an Backpacker).

Un nun hinunter nach Shark Bay (ca. 350 km).  Wir biegen am Overlander Roadhaus ab Richtung Denham, das auf einer der Halbinseln liegt, die die “Haifischbucht” bilden. Unterwegs Baden am Shell Beach – einem   breiten Strand, der ganz von kleinen Muscheln gebildet wird, schneeweiss. Wunderbares blau-gruenes klares Wasser. Paradiesisch! Keine Haifischgefahr! Und doch: wie im biblischen Paradies - die Schlange! Ein Australier zeigt seiner kleinen Tochter eine 50-cm lange, giftige Snake auf dem Pfad zum Strand: “Nie anfassen, immer Abstand halten, die kleinen sind genauso giftig wie die großen”, sagt er und laesst sie entkommen. Auch diese Kreatur ist geschützt und hat ihren Sinn im Netzwerk der Natur.

Und dann laufen wir im Ocean Park ein – schon fast heimatliches Gefuehl.  Im Café gibt es “den besten Kaffee der Bay” und guten Kuchen. Den “Ocean Park” und seine Umgebung  haben wir  ja schon am Anfang unserer Reise beschrieben, sodass wir das nicht mehr tun muessen. Jetzt verbringen wir ruhige Tage hier, wollen aber auch noch einige Ausfluege machen.  Shark Bay – Weltkulturerbe - ist meerumgebenes trockenes Buschland, tagsueber ist es noch sehr heiss, aber nachts schon recht kalt, es wird Herbst. Die Besucher des “Aquariums” nehmen zu, die Fliegen ab, Muecken gibt es fast gar keine mehr. Wir sind froh, hier den Tropen entronnen zu sein und sehen unserer Rueckreise entgegen.


Pilbara - Eindrücke

Durch die wassergefüllten Schluchten ...

Und dann nach der ...
... Minensiedlung Tom Price ...

... und wieder zurück zur Küstenstrasse auf unasphaltierter Piste

Übernachtung in einem Container auf einem Rasthof

Vor dem Leuchtturm in Exmouth


Unsere Tochter schläft im Outback-Schlafsack neben dem Auto
Es gibt nette Cafés in Exmouth
Auf dem Weg zu Stränden

Ningaloo Reef und seine Welt


Hier wird eine Urbanisation an Kanälen angelegt - wie in Empuriabrava

Zurück zur Küstenstraße und Weiterfahrt ...
Halt auf einem Tagesrastplatz
Hier gibt es manchmal riesige Wellen, die schon manches  Opfer von den Felsen geholt haben. Es wird aber auch an andere Opfer erinnert ...
Erinnerungsmal an das Seegefecht zwischen dem getarnten deutschen Hilfskreuzer (=Raider) "Komoran"  -  auf dieser Höhe des Indischen Ozeans - und dem australischen Kreuzer HMAS "Sidney". Beide Schiffe sanken, von den Besatzungsmitgliedern der "Sidney" überlebte niemand, der größte Teil der Deutschen wurde gerettet.

Carnavon - Bananenstadt
Einfahrt zu einem schönen Campingplatz

Bizarre Erinnerungsstätten an hier umgekommene Automobilisten oder Mitfahrer
Typische Landschaftsformationen im Shark Bay Shire ...
... Eingetrockneter Salzsee ...
... Buschlandschaft ...

Hier geht´s ab zu den  Shark Bay Halbinseln
Shell Beach - der Strand wird von kleinen Muscheln gebildet -
und hier kriecht die kleine Giftschlange, die wir gesehen haben (Ringed brown snake Pseudonaja modesta?)


Wieder zurück im Ocean Park
Die Anlagen
In diesem Häuschen fanden wir Unterkunft









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