7. Durch die Nullarbor Desert zur Eyre Peninsula


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Silvester in der Einoede

Die Fahrt durch die Nullarbor Desert beginnt in Norseman (Westaustralien) und endet in Ceduna (Suedaustralien). Das sind ca. 1700 km. Die Durchquerung ist ein „Mythos“, weil sie in der Pionierzeit nur mit grossen Opfern zu bewaeltigen war. Heute geht es auf maessiger Strasse fast immer nur geradeaus (es gibt dabei die laengste gerade Strecke Australiens mit ca. 650 km). Die Strasse ist zweispurig und meist sehr schmal. Wenn einem einer der grossen Lastzuege (Trucks) mit drei Anhaengern (bis zu 80 m lang) entgegenkommt, stockt schon ein wenig das Herz. Alle 200 km kommt ein „Roadhaus“ mit Tankstelle. Das ist also zu bewaeltigen. Trotzdem beginnt man die Fahrt mit Herzklopfen: wird alles gutgehen? Dass es immer noch ein Wagnis ist, das viele scheuen, merkt man daran, dass jeder Autofahrer den anderen unterwegs gruesst – und an den Aufklebern, die man an den Rasthaeusern kaufen kann: „Ich habe die Nullarbor Desert durchquert.“ Es ist nicht so, dass es gar keine Baeume gibt (Nullarbor): erst kommen Eukalyptuswaelder, dann Tamarisken und in der Mitte ist es wirklich nur platte endlose Landschaft mit spaerlichen niedrigen Bueschen.

Ziemlich witzig fanden wir es, als wir mitten in der Wueste einen Golfspieler zum Schlag ausholen sahen. Dann erinnerten wir uns, gelesen zu haben, dass es von Kalgoorlie bis Ceduna  "The World's Longest Golf Course" gibt. Tatsächlich entdeckten wir dann auch an Rasthaeusern einige der Loecher.

Silvester haben wir auf dem Gelaende des "Madura Motels", einem Rasthaus mitten in der „Einoede“, verbracht (Benzin mit Rekordpreis: 1.84 Dollar). Es war kalt und windig. Trotzdem nahmen wir die Gelegenheit wahr, in einem verlotterten Swimmingpool zu baden. Außerdem gab es - oh Wunder! - eine Internetverbindung und ich konnte den letzten Rundbrief schreiben. Abends traf sich vor dem Rasthaus eine sonderbare Gesellschaft. Wir kamen uns vor wie in der Rocky Horror Picture Show: Mitarbeiter dieses und der umliegenden Rasthaeuser, oft Hunderte von km hergefahren – die Personen meist ziemlich dick - und skurill verkleidet. Aber alle sehr freundlich. Drinnen gab es ein Bufett, zu dem die angereisten Teilnehmer beigetragen hatten. Nach einer Stunde verliessen wir die Party und feierten den Jahreswechsel mit einem Glas Rotwein in unserem Wagen. Wir waren uebrigens 10 Stunden frueher dran als Ihr in Europa.

Nachdem wir der „Wueste“ entkommen waren, durchquerten wir die Eyre – Halbinsel und verbrachten eine Nacht in der Baird-Bay am Meer. Sternenklarer Himmel, Sandduenen, Felsen, Seeloewen irgendwo und Einsamkeit. Wieder bekamen wir eine Portion Fische von Mitcampern geschenkt. An naechsten Morgen fuhren wir mit unserem Allrad-Wagen ueber den Strand und Dagmar hatte tatsaechlich das Glueck, einen Seeloewen auf- und abtauchen zu sehen. Sonst sah die Halbinsel mit ihren Huegeln und Getreidefeldern wie Irland aus. Auf einem kleinen alten Friedhof entdeckten wir dann, dass die Pioniere hier wirklich irische Einwanderer waren, sichtbar an den Namen und den irischen Grabkreuzen. Die Eyre Peninsula wurde nach dem Entdecker John Edward Eyre, der sie in den Jahren 1839 erforschte, benannt - er hat auch als erster Europaeer 1841 die Nullarbor Desert durchquert. Die Halbinsel hat neben manchen landschaftlichen Schoenheiten auch Rohstoffe wie Gips und Eisen zu bieten. Wir sind nicht an Minen vorbeigekommen, aber in Whyalla, wo das Eisen verarbeitet wird, bekommt man einen Eindruck von der industriellen Seite der Region. In der Hafenstadt und dem Eisenbahnknotenpunkt Port Augusta kreuzt sich sich der Eyre Highway und der Stuart Highway, der nach Darwin führt. Wir haben kurz ueberlegt, ob wir nicht zu der unterirdischen Opal-Stadt Coober Pedy fahren sollen. Abgesehen davon, dass das eine lange und weitere Fahrt durch wuestenhafte Gegenden ist, hätte das unsere Reiseplaene voellig durcheinander gebracht. So nahmen wir davon Abstand.


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Sonnenuntergang nach Norseman: hier ist alles noch grün ...
... in den Bäumen krakeelen Gala-Papageien
Vor der Einfahrt in die Nullarbor-Wüste: Übernachtung in der Frazer Range Station
Camper Kitchen
Stellplatz
Paradiesische Natur

Die "Station" - außen und innen. Nach einem Frühstück bei den netten Stationbetreibern ...

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... geht´s los zur Nullarbor Desert-Überquerung. Ein wenig mutmachender Anfang auf dem Eyre Highway!
Endlose Landschaft ...
Müll auf einem Rastplatz ...
... und Fernfahrerphantasien an einer Wand
Weiter geht´s auf schnurgerader, einsamer Piste
Silvester verbringen wir auf dem Stellplatz des Madura Motels. Immerhin gibt es ein Schwimmbad, aber es wimmelt vor Schlangen ...

Erst Silvesterparty - skuril, nicht? Dann. ..
... schlafend ins´neue Jahr - in der engen Wohnkabine unserer "Ethel"
Am nächsten Morgen wieder auf die Piste. Stichstraßen (hier bei Eucla) führen an´s Meer ...
.... weiße Dünen davor ...
... zurück vom Strand und kleine Pause nach dem "Sand Driving" - wenn nur die vielen Stechfliegen nicht wären! ...
... und weiter die km abgespult - immer Obacht auf das kreuzende Getier!
Alle 200 km ein Roadhaus - Tanken!
... Und wieder endlose Weite

Endlich haben wir die "Wüste" los - wir sind auf der Eyre Halbinsel und übernachten auf  dem Campground an der Baird Bay

Unten: Besuch auf einem Friedhof - Hier liegen Siedler aus Irland begraben


Links: auch die Landschaft wirkt irisch.
Rechts: originelles Gebilde am Straßenrand (Briefkasten vor Farmgelände?)













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