14. Heiliger Berg und Touristenmagnet - Uluru


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Katherine 06.03.2011 (Fortsetzung)

Von Alice Springs machten wir uns auf den langen Weg zum Ayers Rock oder Uluru, wie der Aboriginal-Name lautet. Die Fahrt fuehrt zunaechst durch die schoene Berg- und Felslandschaft der MacDonell Ranges, dann lange durch ebenes Buschland. Man erwartet nach den Reisefuehrern wuestenhafte Duerre. Nichts  da – alles in wunderbarem  hellem Gruen.  Dann  taucht plotzlich aus der Ebene  ein Tafelberg  auf. Auf einem Aussichtplatz  stauen sich die Autos der Touristen, die fotografieren. Der Uluru? Wir wunderten uns, dass die Strasse im weiten Bogen endlos herumfuehrt. Ein Trick der Tourismusbehoerden?  Nein! Endlich  taucht  der echte  Uluru  in der Ferne auf, unverkennbar der rote vielgestaltige Felsklotz, wie wir ihn von unzaehligen Bildern kennen. Rechts davon erheben sich weiter entfernt die 36 ebenfalls roten Felskuppen der Olgas oder Kata Tjutas.

An der Einfahrt zum Nationalpark Uluru - Kata Tjuta bezahlen wir 50 Dollar Eintritt und naehern uns dem beruehmten Berg, der Weltkulturerbe  ist und heute gemeinsam von Regierungbehoerden und Vertretern von  Aborigine-Staemmen, die hier beheimatet sind, verwaltet wird. Das Gebiet  wurde 1985 den urspruenglichen Eigentuemern wieder uebergeben und von diesen fuer 99 Jahre an die australische Regierung verpachtet. Es ist vorbildlich fuer Touristen erschlossen, mit schoenen Wegen und einem wunderbaren kulturellem Zentrum, das in die Welt und Umwelt der Aborigines einfuehrt.

Man kann sich der Faszination  dieses  gewaltigen Berges nicht entziehen. Der aus uralten Erdzeiten stammende Monolith aus Granit und sedimentaerem  Sandstein erhebt sich 348 m aus der Ebene, ist 2,5 km lang und 1,5 km breit.  Er ist keinesfalls ein einheitlicher massiver Klotz, sondern vielgestaltig, zeigt Falten, Einkerbungen und Loecher.  Auch ist er nicht nur trocken. Man sieht die Spuren von Wasserlaeufen, die von den Gipfeln zeitweilig herunterrinnen. Wo sie auf die Erde auftreffen, gibt es  Feuchtgebiete mit schattigen Waeldchen. Es gibt auch Billabongs, Wasserloecher, im Bergmassiv und unterhalb der Felsen. So war er den Aborigines nicht nur heilig, sondern auch Wohn- und Nahrungsraum.

Bei grosser Hitze umfuhren und umwanderten wir den Berg, naeherten  uns den heiligen Staetten (man betritt sie aus Respekt nicht, Teile wie die Nordseite des Berges sind "kulturell sensible" Zonen und sollen nicht fotografiert werden. Deshalb ist die Nordseite auch in unserer Bildergalerie nicht enthalten). Es gibt einen steilen  Aufstieg  zu  einem  Gipfel, den man an einem Gelaender hinaufklimmen muss.  Er  war wegen der Hitze geschlossen – es sind schon 35 Menschen auf diesem Weg  gestorben. Die Eingeborenen raten vom Aufstieg ab – und wir haetten ihn aus Achtung  vor ihren Traditionen auch nicht unternommen. [Inzwischen haben es die Einheimischen erreicht, dass der Aufstieg ganz untersagt ist.]

Wissenschaftler erklaeren die Bildung des Uluru damit, dass er aus haerterem  Gestein als die Umgebung besteht, somit vor der Abtragung  bewahrt wurde und seine Form durch Wind und Wetter erhielt. Das Rot erklaert sich aus der Eisenhaltigkeit.  Wenn man so will: er ist ein “rostiger”  Berg.  Die Aborigines - die hier wohnenden Anangu - haben ihre eigene Sicht und Erklaerung. Jede Bildung des Massivs ist mit einer Entstehungslegende verbunden. Nach ihnen haben Ahnen(tier)wesen den Berg und seine Formung in der “Traumzeit” - die Anangu sagen "Tjukurpa" - der bis heute wirkenden Urzeit, geschaffen. Eine der Hauptlegenden erzaehlt von einem Kampf zwischen einer guten Ahnenschlange und boesen Giftschlangenleuten.

Kuniya, die Pythonschlangenfrau (Kuniya= Woma Python), kam mit ihren Eiern zum Uluru, um dort ihre Jungen zu hegen. Ein Lirukaempfer, ein Giftschlangenmann (Liru=Braunschlange), toetete  ihren  Neffen mit dem Speer. (Die Speerwuerfe der Lirumaenner  sind als Loecher in einer Felswand zu sehen.) Kuniya raechte ihren Neffen, indem sie den Lirumann  erschlug. In der vorfindlichen Realitaet  gibt es am Uluru Pythons, die den Eingeborenen heilig sind, aber auch als Nahrung dienen, und die toedlich giftigen  Brown Snakes. Die Brown Snakes  fressen oft  junge Pythons. Der Ort des mythischen Kampfes ist ein Wasserloch, das Mutitjulu Waterhole. An einer Felswand sieht man Einkerbungen, die wie Schlangen aussehen. Dies ist der Ort, wo sich der Lirukaempfer aufhielt. Nach der Eingeborenentradition halten sich die zu “Regenbogenschlagen-Geistern” gewordene Schlangenfrau und ihr Neffe in dem Felseneinschnitt oberhalb des Wasserloches auf, das den Billabong mit Wasser  speist.  Sie sorgen dafuer, dass das Wasserloch gefuellt bleibt.

Fuer uns war der baumumstandene, mit klarem Wasser gefuellte Teich einer der schoensten und “zauberhaften” Orte am Uluru. Wir waren ganz alleine dort, das Gros der Touristen fand offenbar nicht hierher. Bewegend fanden wir es auch, als sich uns eine ältere Aborigine zugesellte. Nach einer Weile fing sie an, uns die Felsengebilde mit den alten Geschichten zu erklären. Sie führte uns auch zu einer nicht weit davon gelegenen Hoehle mit bunten symbolhaften  Zeichnungen, mit deren Hilfe den Aboriginekindern Kenntnisse und Geschichten weitergegeben wurden. Sie selber betrat die Höhle übrigens nicht. (Die Höhle ist aber nicht als eine der "kulturell sensiblen" Zonen ausgewiesen, weshalb wir fotografiert haben.)

Am Ende des Tages – wir haben auch die eindruckvollen Kata Tjutas besucht – versammelten wir uns mit Hunderten von Besuchern an einem “Sunset-Place”, um den Sonnenuntergang zu erwarten. Es waren aber Wolken aufgezogen und die vielgeruehmten Farben am Uluru waren nicht spektakulaer. Dafuer  waren aber die Olgas in tiefes Rot getaucht.

Die Rueckfahrt  traten wir im Dunkeln an. Weil die Uebernachtung am Uluru-Ressort sehr teuer ist, wollten wir an einem  80 km weiter gelegenen Roadhaus  bleiben.  Bei  langsamer und vorsichtiger Fahrt sprang uns kein Kaenguruh in das Auto, wir sahen aber drei wilde Kamele an der  Strasse stehen. Da Kamele nicht dumm sind, verzogen sie sich schnell, als wir kamen. Die kostenlose Uebernachtung  in Curtin Springs musste aber doch “bezahlt” werden: mit Mueckenstichen und der Unmoeglichkeit zu duschen, weil der Boden der  Duschraeume  mit einer dicken Schicht von Insekten bedeckt  war. Ein Arbeiter dort, der aus Westaustralien war, gab uns den Rat, so schnell wie moeglich diesen Ort zu verlassen. Wir waren froh, wieder an unserem alten Campingplatz in Alice Springs zu kommen ("Heavi Tree Gap"), wo man im Restaurant wunderbar und preiswert  speisen  kann, vor allem das vorzuegliche australische Rinder- und Schaffleisch.

Bei einer Uebernachtung in Tenant Creek haben wir G. und R. aus Bargteheide kennengelernt, die seit ihrem Ruhestand um die Welt reisen.  Ihr letzter Kontinent ist Australien. Mit ihnen  trafen wir uns wieder in Katherine und wir wollen uns auch im Kakadu-Nationalpark  sehen. Dieser  und Darwin sind unsere naechsten Ziele.

Zur Erinnerung: die Bilder können durch Anklicken vergrößert werden

Auf der Fahrt nach dem Uluru ...
... taucht ein Tafelberg auf - ist das der Uluru? Nein!
Rote Erde

Zuerst fahren wir am Uluru vorbei zu den Kata Tjuta ("Viele Köpfe"), den "Olgas" mit europäischem Namen, eine Konglomerat-Felsenformation, die den Männern des Anangu-Stammes heilig ist.

Unsere "Ethel" vor den Kata Tjuta
Ehe wir einen Spaziergang machen, picknicken wir im Angesicht der bizarr geformten Felsen, die durch Einschnitte geteilt werden - gegen die vielen lästigen Insekten müssen wir uns dabei durch Fliegennetze schützen
...dann geht´s 50 km wieder zurück zum Uluru

Der Berg mit dem schön in die Landschaft eingefügten Kulturzentrum davor


Hier ist der Weg zum Gipfel zu sehen. Die Einheimischen bitten darum, ihn nicht zu besteigen, aber er war sowieso wegen der Hitze geschlossen

Wir wandern den Berg entlang ...

... entdecken Löcher in den Wänden, die nach der Aborigine-Legende auf Speerwürfe mythischer Krieger zurückgehen.

Es gibt von Wasserläufen geschaffene Einschnitte ...

... und Höhlen, die nicht betreten werden dürfen, weil sie heilig sind und für die Aborigines bestimmte Bedeutung haben

Soweit wir uns erinnern, ist diese Höhle nur Frauen zugänglich. Sie war wohl eine Initiationshöhle

Nach der Umrundung machen wir uns auf den Weg zum Mutitjulu Wasserloch, einer kleinen Oase


In diesen Felseinkerbungen sehen die Einheimischen mythische Schlangenwesen, die miteinander kämpfen
Echte Schlangen haben wir nicht gesehen, aber eine schlangenähnliche Echse (Gillens Waran/Varanus gilleni ?)


In einer Höhle finden wir Felsenmalereien - Die konzentrischen Ringe weisen auf Lagerplätze hin (Stein, Brunnen, Feuer, Höhle), der helle Halbkreis auf einen sitzenden Menschen. Die Zeichnungen dieser Art stellen wohl eine Art "Landkarte ", die den Eingeborenen vermittelt, wo sie Lagerplätze, Wasser und Nahrung finden


Die Symbole der Felszeichnungen werden in heutigen Aboriginal-Bildern aufgenommen. Das Bild zeigt im zentralen Kreis die Management-Mitglieder des Uluru-Kata Tjuta Nationalparks: Frauen / Männer / Einheimische (braunrot) / Nicht-Einheimische (weiß). Die Füsse bezeichnen die einheimischen und nicht einheimischen Ranger. Das Gesamtbild symbolisiert den Park mit seinen Bewohnern und "Hütern des Landes" (Bild: Jennifer Taylor - entnommen dem "Visitor Guide" des Parks)

Wir warten auf den Sonnenuntergang am Uluru ...
... der sich nicht so spektakulär - wie erwartet - entwickelt

...wir hätten lieber vor den Kata Tjuta warten sollen; den Sonnenuntergang bei denen beobachteten wir aus der Ferne
Eines der harmlosen Insekten auf dem Campingplatz. Wenn sie in Massen auftreten oder dezimeterhoch den Boden des Duschraumes bedecken, ist das wenig gemütlich



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