8. Zu den Flinders Ranges, nach Adelaide und an den Murray River

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Mildura, 8. Januar 2011

Wir setzten unsere Reise Richtung noerdliche Flinders Ranges fort (Nationalpark): kleine Pionierstaedte mit alten Gebaeuden, sehr australische Landschaft. Passend war auf der Fahrt eine CD mit modern aufgemotzter Didgiridoomusik eines Aboriginal-Musikers. Die Flinders sind ein eindrucksvolles Gebirge, ausgedehnt, uralte Bildung, gezackte Bergketten, schroffe rote Felsen, Canyons. Wie wir im Museum Suedaustraliens in Adelaide dann erfuhren, hat man hier die Spuren der aeltesten Tierwesen gefunden (ca. 5,5 Mio Jahre her), einfache Molluskeln und Wuermer im Meer, die ihre Abdruecke auf den spaeter aufgefalteten Felsplatten hinterliessen. Man hat nach ihnen auch ein neues erdgeschichtliches Zeitalter eingefuehrt, dessen australisch-eingeborenen Namen ich nicht behalten habe.

Durch ein Schlucht fahren wir zum riesigen Natur-"Amphitheater" Wilpena Pound. Der "Pound" bildet eine bergumstandene Kraterschüssel inmitten der Flinders Ranges. Der "Krater" ist aber nicht vulkanischen Ursprungs, sondern durch Absenkung entstanden. ("Pound" bedeutet hier in der Sprache der europäischen Siedler: Einschließung für Schafe; "Wilpena" in der hiesigen Aboriginal Sprache: Treffpunkt.)

Auf dem Campingplatz an der "Alten Wilpena Station" im Wilpena Pound wimmelte es vor gegenwaertigen Tieren. Die Kaengurus und Emus kamen an unseren Tisch und sahen uns hungrig beim Essen zu. Eine Mitcamperin fuetterte ein Känguru verbotenerweise mit Keksen. Als sie alle waren, packte das mannshohe Tier die Frau mit seinen Vorderpfoten an ihrer Bluse und schuettelte sie. Die Frau schrie und ihr Mann kam angeeilt. Das Tier liess erst von der Frau ab, als der Mann es mit einer vollen Keksschachtel beruhigte.  Ein anderes Paar saß mit seinen Kindern an einem Tisch beim Essen. Ein Kaenguru kam hinzu und bediente sich. Die Leute konnten gegen das große Tier nichts ausrichten, das erst forthuepfte, als der Tisch leergeraeumt war. Es sah für mich als Zuschauer ziemlich lustig aus, wie die Familie mit entsetzten Augen zuschauen musste, wie das Kaenguru den Tisch abraeumte; für die Betroffenen war das aber ersichtlich weniger spassig. Nachts kraschpelte es vor unserem Wagen und als ich hinaussah, verzehrte ein kleines Kaenguru genuesslich unsere auf dem Tisch liegenden Reiseprospekte. Es schaute mich empoert an, als ich es fortscheuchte. Das ist die Folge, wenn Menschen – es sind vor allem auslaendische Touristen - Wildtiere fuettern, Reste hinterlassen oder die Tiere streicheln wollen. Wir sahen unbedarfte Backpacker, die auf Campingplaetzen mit kleinen „niedlichen“ Giftschlangen spielten oder „ach so ausgehungerte“ Dingos fuetterten. Auf diese Weise verlieren die Tiere ihre natuerliche Distanzhaltung und werden laestig oder gefaehrlich. So ist das Fuettern von Wildtieren in Australien mit Recht verboten.

Aber auch andere Tiere als Kaengurus, Dingos oder Schlangen koennen unangenehm werden. Dagmar sah, wie eine große Spinne – und die meisten sind giftig – eine Frau beim Geschirrspuelen aus dem Ausguss ansprang. Glücklicherweise schlug eine danebenstehende Frau das Insekt sofort weg. Man sollte sich immer erst vergewissern, ehe man irgendwo schnell zugreift – z. B. beim Oeffnen von Elektrokaesten auf dem Campingplatz, Anziehen von vor dem Wohnmobil stehenden Schuhen usw., ob da nicht eine Spinne im Verborgenen hockt. Spinnen sind in Australien gefaehrlicher als Schlangen, die meist bei der Annaeherung von Menschen fluechten.

Auch am Strand oder im Meer lauern Gefahren, Haifische muss ich nicht erwaehnen, das ist ja bekannt. An steinigen Kuestenabschnitten liegen gut getarnt stachlige Steinfische auf Steinplatten, die sich bei Annäherung nicht wegbewegen. Ein Tritt auf sie kann toedlich enden. Dagmar sah einmal an einem Strand schoene blaue Quallen, „Blue Bottles“, eine Verwandte der „Portugiesischen Qualle“, die an den iberischen Meeresgewaessern und Kuesten vorkommt. Unser Begleiter und Meeresbiologe E. warnte Dagmar rechtzeitig, sie anzufassen. Sie haben lange Tentakeln, die auch noch im angelandeten Zustand ueble Nesselstiche verursachen koennen. Ich fand an Straenden huebsche kegelförmige Schnecken („Cone Shells“). Auch hier warnte mich E. davor sie aufzusammeln. Es sind Kegelschnecken, die kleine, aeusserst giftige Pfeile abschiessen.

Wir hatten bei unserer Ankunft in Australien große Befuerchtungen wegen der vielen giftigen Tiere. Die Furcht hat sich gelegt, die Australier leben ja auch mit den Gefahren. Man sollte aber vorsichtig sein und Warnschilder beachten.   

Doch nun weiter mit dem Reisebericht. In den Flinders Ranges sahen wir auch interessante Eingeborenenzeichnungen und Gravuren in Hoehlen und auf Felsen in einem Canyon ("Yourambulla Caves" und "Sacred Canyon"). Hier sind wohl die ältesten malerischen Kulturzeugnisse der Menschheit zu finden. Bei den Yourambulla Caves wachen die einheimischen Waechter darueber, dass man nur begrenzte Zeit bei den Zeichnungen verweilt. Bei Regelwidrigkeiten können sie sehr unfreundlich werden. Man hat den Eindruck, dass sie nicht begeistert darueber sind, dass Touristen die heiligen Staetten ihrer Ahnen besichtigen. Ein kleines Gespräch über die Malereien, ein „Thanks a lot“ verbunden mit einigen Dollars stimmte sie freundlicher.

Die „Aboriginal Sites“ erreicht man nur mit etwas muehseligen Fussmärschen und Klettereien. Ein wenig Fitness ist schon erforderlich. Auf einigen Wegstrecken waren wir auch froh, mit einem Allrad-Gefaehrt unterwegs zu sein.

Ein sehr netter Australier gab uns Reisetipps. Sie fuehrten uns auf einer Nebenstrecke Richtung Adelaide durch riesige einsame Konfeldergebiete und dann durch huebsche Weinorte.

In Adelaide goennten wir uns eine zweitaegige Pause in einer „De Luxe Cabin“ (Haeuschen) - Waeschewaschen, Auto saeubern, durchchecken lassen usw. Von der Stadt sahen wir nicht viel, es war wie in jeder Grossstadt: hektisches Getriebe in den Einkaufsvierteln, viel Verkehr. Auffallend sind die vielen Parks um die Innenstadt und schoene Steinhaueser teilweise im Kolonialstil. Wir kamen in den Genuss einer privaten Fuehrung durch das unglaublich schoene und vielfaeltige Museum Suedaustraliens. In der Aboriginalabteilung erhaelt man einen Eindruck von dem Reichtum der alten Eingeborenenkultur.

Ein besonderes Erlebnis war der Besuch des in den Adelaide Hills liegenden Dorfes Hahndorf.

Es wurde 1836 von deutschen lutherischen Einwanderern gegruendet, die wegen ihres Glaubens aus dem kalvinistischen Preussen auswanderten. Der huebsche Ort, der von vielen Touristen besucht wird, hat seinen deutschen Charakter bewahrt (und vermarktet ihn). Wir haben gedacht, wir sind in Bad Harzburg. Hier kann man alles Deutsche kaufen: z. B. Brezeln, Sauerkraut, Gruenkohl, Mettenden, gefuellten Bienstich .... Beim Kaffeetrinken umgaben uns Kuckuckuhren und es erklang deutsche Blasmusik. Memories came back...

Derzeit bewegen wir uns im Gebiet des Murray Rivers, des groessten Flusses Australiens, der jetzt viel Wasser fuehrt und grosse Teile Australiens mit Wasser versorgt. Sein Ursprung liegt in den australischen Alpen. Teilweise canyonartiger Verlauf, viel urspruengliche Flusslandschaft, Hausboote sind der Renner. Hier liegen die groessten Fruchtplantagen Australiens (Wein, Zitrusfruechte, Oliven usw.). Staendig kommt man in sogenannte „Fruchtfliegen freie Zonen“. Hier darf kein Obst und Gemuese von aussen eingefuehrt werden. Schon an der Grenze von West- zu Suedaustralien haben wir unser Obst und die Kartoffeln wegschmeissen muessen. Das wiederholt sich jetzt staendig.und wirkt ziemlich widersinnig auf uns (denn welchen Sinn hat es, das Obst aus einer „Fruchtfliegen freien Zone“ beim Uebergang zur naechsten wegzuwerfen?).

Wir machen uns jetzt weiter durch das Landesinnere auf den direkten Weg nach Sydney (1000 km). Melbourne und seine Region lasssen wir aus, da das viel Kilometeraufwand waere. Wir nehmen an, dass wir nicht zum letzten Mal in Australien sein werden. [Über Melbourne habe ich bei einer späteren Reise berichtet.]


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Auf dem Weg von Port Augusta zu den Flinder Ranges: kleine Orte mit australischem Flair ...
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... mal fromm ...
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... mal weniger fromm ...
...manche verlassene Stätte
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Wir nähern uns den Bergen (Weg zu den Yourambulla Höhlen)
In diesen Felsen liegen die Höhlen

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Der Aufstieg zu den Yourambulla Höhlen scheint ewas mühsm zu sein ...
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... der Blick von oben geht tief hinunter
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Geheimnisvolle Eingeborenen-Zeichnungen an den Felswänden

Es gibt Erklärungen
Ein Bewohner der Felswände
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Berge der Flinders Ranges

Noch mal eine Höhle mit Eingeborenen-Zeichnungen.
 
Auf dem Weg zum "Sacred Canyon"
Sacred Canyon mit Eingeborenen-Ritzungen (Bild: wikimedia commons: Jaqui Barker)
Hier das kleine Känguru, das sich auf dem Campinplatz in Wilpena Pound nachts über unsere Reiseprospekte her macht
Eindrücke auf der Fahrt zurück
Es ist gut, dass der Emuvater mit seinen Kindern von uns durch einen Zaun getrennt ist
Ungewöhnliche Briefkästen auf dem Land
Halt in einem Café ...
... wo es Kuchen und einen "Flat White" gibt ...
... alles mögliche verkauft wird ...
... und machmal interessante Schriften ausliegen
Weitere Eindrücke auf dem Weg nach Adelaide
Hier unsere "Luxuskabine" auf einem Campingplatz in Adelaide
Das Südaustralische Museum in Adelaide

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Hahndorf - eine von Deutschen gegründete Siedlung ...

                                                                       

Dirk Meinertz Hahn war der Kapitän, der 188 deutschen Siedler auf dem Schiff "Zebra" 1838 von Hamburg nach Adelaide brachte ( nach ihm wurde Hahndorf benannt)
Deutsche Namen auf dem Denkmal der Pioniersiedler

Der Murray-River - hier bei Murray Bridge ist er über die Ufer getreten
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Der Regen hat aufgehört: Abend auf einem Campingplatz
Überschwemmte Uferzonen ...
.. auch der Fluss hat viel Wasser
Hausboote sind beliebt
Einfache Gehöfte von Ärmeren ...
... aber auch Häuser von Wohlhabenden
Brücke über dem Murray
An der Grenze von South Australia zu New South Wales - von einer "fruchtfliegenfreien Zone" zur anderen

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