10. Weiter die Ostküste hinauf ... Campieren in der Wildnis und die Neu England Region

mit_ethel_rund_um_australien

Zuschrift aus dem Ocean Park / Exmouth

Mittwoch, 26.01.2011

Australia day

The sun is shining, sausages are sizzling on the BBQ, the beers are icy cold and we are listening to Triple J hottest 100 on the radio.

Happy Australia day!


 Aussie boys and girls enjoying the sun

Armidale 30.01.2011 (Fortsetzung)

Durch die Berge ging’s zurueck Richtung Sidney und dann den vielbefahrenen Pazific Highway Richtung Norden. Hier liegen viele Seebadeorte, in denen Familien aus Sidney Urlaub machen. Es ist wohlgemerkt “Sommerferienzeit“. Wir landeten auf einem propevollen Campingplatz in Nelson Bay, nicht weit von Newcastle. Kostete den Rekordpreis von 60 Dollar die Nacht. Um uns viele Mitglieder der weltweiten Familie „Glotzer“- meist aus Europa (die Australier glotzen nicht!).  Am naechsten Tag verschwanden wir schnell in den naechsten Nationalpark, den Myal Lakes NP. Wir setzten mit einer Faehre ueber und waren in einem grossen subtropischen Regenwaldgebiet. Auf guter Strasse fuhren durch die dichte Wildnis und fanden unter den mehreren Zeltplaetzen einen, der uns geeignet schien: Dee’s Corner. Eine Lichtung, umgeben vom Urwald. Direkt an einem Brackwassersee mit warmem Wasser, in dem man wunderbar baden kann. Auf der anderen Seite der Strasse hohe Sanduenen, breiter einsamer Strand gegen den der Pazifik anbrandet. Hier war uns das Baden zu gefaehrlich.

So ein Zeltplatz in der Wildnis ist einfach. Oekologisch betriebene Toiletten, gesicherte Feuerstellen und bezeichnete Stell- bzw. Zeltplaetze. Aber sauber und kontrolliert. Die Toiletten wurden jeden Morgen gesaeubert. Abends und morgens patroullieren die Ranger, weisen auf Regeln und Verhaltensmassnahmen hin, kassieren eine geringe Gebuehr. Holz fuer Feuerstellen muss man mitbringen (im Wald und am Strand darf nichts gesammelt werden), ebenso Trinkwasser, Muell muss wieder mitgenommen werden (es gibt eine zentrale Muellentsorgungsstelle im Nationalpark.). Wer sich nicht an die Regeln haelt, wird erst darauf hingewiesen, dann gibt es saftige Strafen (geht bei Auslaendern bis zur Ausweisung). So benimmt sich kaum einer daneben, groelende und saufende Jugendliche gibt es nicht. Muell liegt nicht rum. Der Staat gibt dem Buerger die Moeglichkeit, sich in den geschuetzten Zonen aufzuhalten und seine Freizeitaktivitaeten zu betreiben; das ist alles wohl organisiert, z. B. mit vielen Campingmoeglichkeiten und Picknickplaetzen mit Grillstellen (Gasgrills stehen kostenlos bereit!). Ueberall steht, was erlaubt und was verpoent ist. Und das wird ueberwacht. So gibt es viel Freiheit, aber mit Grenzen. Nahezu jeder haelt sich an die Regeln und es klappt alles wunderbar. Wir denken oft, Spanien und die Spanier koennten sich hier eine Scheibe abschneiden!

Rasch machten wir in Dee’s Corner Bekanntschaft mit freundlichen Australiern, die hier einige Tage Ferien machten – sie sind sehr kommunikativ, die Australier. Wolfram fuehrte interessante kollegiale Gespraeche mit Dawn, einem baertigen Lehrer. Neben der „Behausung“ von Dawn und seiner Frau (spaeter kamen weitere Verwandte dazu) schlug eine ganze Gruppe von miteinander befreundeten Familien ihre Zelte auf. Es stellte sich heraus, dass Christoph und seine Frau aus Dresden waren und vor einigen Jahren nach Australien ausgewandert sind. Auch Guenter, der mit seinem netten 17jaehrigen Enkel hier war, outete sich als Deutscher (mit Kapitaenspatent), der schon 1974 nach Australien gekommen war und seitdem in Sidney lebt. Die beiderseitige Freude war gross, als sich herausstellte, dass er aus Oberlenningen im Schwabenland stammte, wo Wolfram ja auch – in der Naehe, in Plochingen - aufgewachsen ist. So konnten wir eine ganze Nacht mit viel Wein Erinnerungen austauschen und unser Schwaebisch wieder ueben. Am naechsten Tag fuhren Guenter, sein Enkel und Wolfram mit Guenters Boot hinaus auf den See und angelten. Leider hatten wir wenig Erfolg, Wolfram gar keinen und so gab es abends bei uns Fischstaebchen. Am darauffolgenden Tag versuchte Wolfram sein Glueck noch einmal alleine, wobei sich die Angelschnur so vertueddelte, dass sie bis heute noch nicht entwirrt ist.

Die Abende in Dee’s Corner waren phantastisch: ein unglaublicher Sternenhimmel mit dem Kreuz des Suedens, wir am Feuer, dessen Rauch die Muecken vertrieb (aber auch in unsere Ethelmaus zog). Regelmaessig kam dann ein Possum und guckte uns mit seinen grossen Augen zu. Diese katzengrossen Tierchen mit ihren runden Augen, Fledermausohren und Schweineschnaeuzchen sind sehr possierlich. Dank ihrer scharfen Krallen koennen sie gut klettern. Unseres haengte sich mit dem Schwanz an einen Ast und nahm mit seinen Pfoetchen Obst und Gemuese entgegen (dabei biss das schielende Wesen auch schon einmal in den Finger) und liess sich streicheln. (Ja, Ja, wir wussten, dass das Fuettern der Wildtiere streng verboten ist.) Ueberhaupt das „Wildlife“ in Dee’s Corner! Abends und morgens liess ein Kookaburra sein Lachen erschallen. Er kam, was selten ist, ganz nahe und klaute auch schon einmal ein Wuerstchen vom Grill. Ein wilder Truthahn machte seine Runde und kleine „Drachen“ (grosse Leguane) spazierten herum, auch auf der Suche nach Fressbarem. Eine Vielzahl von bunten, kleinen und grossen Voegeln huepften und schwirrten umher. Nachts heulten die Dingos ganz in der Naehe, was weniger gemuetlich ist. Wir sahen aber keinen, morgens nur ihre Spuren am Strand, wo sie wohl auf der Suche nach Kaengurus hinlaufen. Wir haben dann im "Billabong Koala Park" bei Port Maquarie ein Paerchen gesehen und ich habe eine huebsche Aufnahme von dem weiblichen Tier gemacht. Hier im Gehege sehen die mittelgrossen zierlichen Wildhunde harmlos aus, aber in freier Wildbahn sind sie nicht von ohne. Uebrigens haben wir in diesem gepflegtem Tierpark auch Koalas gesehen und beobachten koennen. In den Waeldern haben wir nach ihnen vergeblich Ausschau gehalten. Diese Vorbilder fuer die Teddybaeren sind wirklich niedlich. Wenn sie nicht schlafen, fressen sie unaufhoerlich Eukalyptusblaetter. Auch die giftigen Schlangen, vor denen uns die Ranger gewarnt hatten, sahen wir nicht lebend im Nationalpark. Allerdings fanden wir dann ein grosses Exemplar ueberfahren auf der Strasse liegen. Das Tier war wohl verletzt worden, hatte sich in seiner Qual selbst gebissen und auf diese Weise Harakiri begangen – so lag es da, das Maul mit den todbringenden Zaehnen in den Leib geharkt! (Unser Freund R., Tierarzt, dem ich das spaeter erzaehlte, bestritt aber meine "japanische" Deutung des Vorfalls.)

Nach dem australischen Nationalfeiertag am 26. Januar zogen die Australier ab und auch wir verliessen am Tag darauf den Platz, wo wir eine schoene Woche verbracht und und uns von den Strapazen des staendigen Umherreisens erholt hatten. Dagmar war allerdings ziemlich zerstochen und hatte geschwollene, schmerzende Beine. Und eine heisse Dusche und neue Waesche hatten wir auch noetig! So machten wir wohl oder uebel wieder auf einem „zivilisierten“ Campingplatz Halt, in der Naehe von Port Maquarie.

Hier moechte ich eine soziale Beobachtung einfuegen. In den grossen Staedten Australiens haben wir wenig alte Menschen und soziale Aussenseiter gesehen (Sidney macht eine Ausnahme), Aborigines fallen allerdings oft aus dem Rahmen (die „verlorene“ Generation).

Wir haben uns gefragt, wo bleiben die alten Menschen. Es scheint, dass manche auf nicht so touristischen Campingplaetzen leben, in „Cabins“ (Huetten) und Wohnwagen. Das soziale System in Australien laesst wohl zu wuenschen uebrig. Wir haben gehoert, dass Renten und soziale Unterstuetzung sehr niedrig sind.

In der Neu England Region...

Wir verliessen dann die Kueste und fuhren landeinwaerts, Richtung Bellingen, einem aparten Staedtchen. Soviel ich mich erinnere, gibt es im Schwarzwald ein Staedtchen dieses Namens. Und so sieht die Landschaft auch hier aus, bergig, Wiesen, Weiden, Waelder, Kuehe ... Unser Ziel war der Dorrigo Nationalpark, auch wieder Welterbe. Steil und kurvig geht die Strasse auf ca. 900 m hinauf. Der Park ist wirklich einmalig. Er bewahrt die grossen subtropischen Regenwaelder und auch Teile der Fauna des Urkontinents Gondwana vor der Trennung der Kontinente auf. Wahrhaftig eine Urlandschaft, hohe Berge vulkanischen Ursprungs, Nebelschwaden ziehen durch die Taeler, riesige Farne, gigantische Zedern, von Luftwurzelplanzen und grossen Lianen umschlungen ... Von einem Skywalk, einem hohen Laufsteg, blickt man auf die Baeume hinab ... Der subtropische Regenwald ist mehrfach gegliedert: unten Gras, Farne, es folgen kleine Buesche, Palmen, groessere Baeume, Akazien und dann die grossen, dickstaemmigen, mit verzweigten Wurzeln, Rote Zedern, Eukalyptusbaeume, alles wild ineinander verschlungen, alles kaempft um Licht, Ueberleben.

Bei der Wanderung auf einem schmalen Pfad beobachteten wir eine Vielzahl von Voegeln, hier gibt es bunte Papagaien und Sittiche, wilde Truhaehne, Leierschwaenze (Paradiesvoegel), winzige bunte Voegel, kleine Kaenguruhs, grosse Pythons und Giftschlangen ... Und in der Mitte des Rundweges wieder ein wohl organisierter Picknickplatz. Allerdings lauern auch kleine Ungeheuer auf dem Boden, „Leeches“, Blutegel, und prompt hatten wir beide einen am Fuss kleben, trotz Stiefel und langen Hosen. Man merkt ihren Biss nicht, sie spritzen ein Betaeubungsmittel und dann ein Antiblutgerinnungsmittel in die Bissstelle. Brrr... scheusslich. Sie sind aber harmlos und man kann sie am Anfang leicht entfernen, allerdings blutet die Bissstelle hinterher eine ganze Weile.

Dann ging die Fahrt auf dem Waterfallway weiter. Immer wieder gibt es Abzweigungen zu grandiosen Wasserfaellen. Fluesse haben sich in das huegelige Oberland eingefressen und bilden tiefe Canyons, wo das Vulkangestein hervortritt. Besonders eindruecklich die Wollomombi Wasserfaelle, die zweithoechsten Australiens, die 220 m in einen Felskessel stuerzen, der sich in einem tiefen Canyon fortsetzt. Hier kann sich der Verdon eine Scheibe abschneiden!

Jetzt sind wir in Armidale, einer Kleinstadt mit Charme auf einem entzueckenden und preiswerten Campingplatz mit Schwimmbad, Tennisplatz und allem, was man sich denken kann. Wir bleiben hier zwei Tage, um dann unsere Fahrt Richtung Brisbane durch die Neu England Region fortzusetzen.

mit_ethel_rund_um_australien
Die Fahrt geht weiter ...
Halt! - Da ist ein Aldi-Laden. Schnell hinein und die lang entbehrten Süßigkeiten gekauft!
Volle Strände an der Küste

Wir suchen die Einsamkeit ...
... und setzen zum Myall Lakes Naturpark über
Wald empfängt uns - wieder eine andere Art von Eukalyptusbäumen ...
... und gleich werden wir gewarnt - Dingos!
Der Weg führt uns ...
... zum Campingplatz Dee´s Corner ...
... mit einem Häuschen für bestimmte Bedürfnisse ...
... aber nachts nur mit der Taschenlampe auf´s Klo gehen! - Wegen der Schlangen und der Dingos, sagt der Ranger
Wir richten uns ein - noch sind wir alleine
Um uns dichter Regenwald - und ein Süßwassersee
Wir werden von kleinen (Wasser-) "Drachen" begrüßt - aber ganz so klein sind die Echsen nicht, wie sie auf den Bildern wirken, der untere ist gut 1 m lang
Auch ein Kookaburra mustert uns

Nur eine Düne trennt uns vom Strand und von der See
Morgens mache ich meine Übungen am Strand
Man findet manches - hier ein sonderbarer Fisch.

Bald füllt sich der Platz - es ist vor dem "Australia Day", dem australischen Nationalfeiertag
Schnell wird Bekanntschaft geschlossen, Gespräche werden geführt
Wäsche wird zwischen Bäumen aufgehängt - was die Ranger unterbinden
Auf der installierten Feuerstelle wird gekocht und gegrillt - aber auch das im Wald gesammelte Holz wird  moniert und muss entfernt werden
Der Kookaburra hat sich was vom Grill geklaut ...
... und auch das Possum wartet darauf was abzukriegen - es ist aber Vegetarier und scharf auf Mohrrüben
Wolfram geht mit neuen Bekanntschaften angeln - wenig erfolgreich
Am nächsten Tag versucht er es alleine ...
... wieder nix ...
... und die Angelschnur ist völlig vertüddelt
Die zwei waren erfolgreicher
Eine tote Brownsnake auf dem Weg - wurde sie angefahren und hat sich selber den Garaus gemacht?
"Ethel" wird für die Abfahrt vorbereiten
Im "Billabong Koala Park" sehen wir Dingos aus der Nähe ...
... und Koalas ...
... auch eine lebende Braunschlange ...
... und natürlich Kängurus
Auf der Weiterfahrt besuchen wir eine Dorfkirche ...
... mit dem Grab eines frühen europäischen Siedlers
Beim Städchen Bellingen sieht es wie im Schwarzwald aus

Halt auf dem Campingplatz beim Dorrigo National Park
Urtümlicher Regenwald im National Park ...
... und ein "Skywalk" über die Bäume mit toller Aussicht (Bild: www. nationalparks.nsw.gov.au / Rob Cleary)
Wasserfälle, Wasserfälle auf dem "Waterfallway"
Die idyllischen Gegend scheint ziemlich verlassen zu sein. Menschen treffen wir keine - dafür gibt es Begegnungen mit Tieren

Die Wollomombi Falls stürzen in einen Felskessel ...
.. der sich in einem gewaltigen Canyon fortsetzt
Ein nettes Städtchen - Armidale

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