11. Tenterfield - Brisbane - Fraser Island


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Mount Isa 18.02.2011

Nach langer Fahrt durch die endlos erscheinenden Weiten des Lake Eyre Beckens im Inneren von Queensland, auf einsamen Highways, durch sonnendurchgluehte Outbackstaedte,  befinden  wir uns jetzt in Mount Isa. Mount Isa macht Reklame damit, dass sich hier Outback und Tropen begegnen.

Auf dem Campingplatz, wo wir Halt gemacht haben, wohnen vor  allem Minenarbeiter.  Das Stadtbild ist von den Huegeln, Abraumhalden und Schornsteinen der Kupfermine gepraegt. Die Leute kommen von ueberall aus Australien hierher, um Geld zu verdienen. Auch einige Deutsche haben wir getroffen. Es ist jetzt am Abend noch unglaublich heiss, sicher ueber 40 Grad. Wir haben vor einigen  Stunden Cloncurry (auch einen Minenstadt), die heisseste Stadt Australiens, passiert, die auf den Begruessungsschildern ihren Besuchern einen  “warmen Empfang” wuenscht.  Auf der Suche nach einem Cafe sind wir die menschenleeren Strassen entlanggeschlichen, um dann aufatmend die eiskalten Raeume einer Baeckerei und eines Supermarktes zu betreten. Welch ein Gegensatz zur  Ostkueste – in Fraser Island  oder  Rockhamton - wo im Auto oder  an uns kein Faden mehr trocken war.

Heute Nacht entlud sich ein tropisches Gewitter, das sich durch Wolken, in denen unaufhoerlich Blitze zuckten, ohne Donner, angekuendigt hatte.  Die Nacht war taghell erleuchtet, so viele Blitze auf einmal haben wir noch nie gesehen.  Dann prasselte der Regen auf’s Autodach. Morgens blauer Himmel, die Luft ist gereinigt, aber die Sonne brennt  schon wieder unbarmherzig  auf die Landschaft.

Es war ein weiter Weg bis hierher: von Armidale in der Neu England Region, wo wir mit unserem letzten Bericht geendet  hatten. Danach ist unser Laptop zusammengebrochen und ich schreibe jetzt auf einem neuen Notebook, auch wieder mit englischer Tastatur. Die alte Festplatte mit den Daten haben wir gerettet, aber  die Bilder, die wir bisher gemacht haben, lassen sich auf dem neuen PC nicht oeffnen. Da muss ein Fachmann ran und so koennen wir vorerst die Bilder  zu unserem letzten Bericht nicht nachliefern. [Anmerkung 2020: Später ist uns das gelungen und so sind sie jetzt in dem Bericht enthalten.]

Die Fahrt durch die Neu England Region bis Brisbane war reizvoll – Huegel, Weiden, viele Granitkloetze liegen herum – in Glenn Ines hat man Stonehenge nachgebaut – so stelle ich mir auch Teile Irlands,  Wales oder  Schottlands  vor. Die Einwohner sind denn auch stolz auf ihre Herkunft aus diesen Gegenden und bezeichnen ihr Land als “keltisches Land”, mit Barden- und Druidenfesten usw. Unenglisch sind nur Weinberge und grasende Kaengurus!

In Tenterfield, einem kleinen Ort, aber mit traditionellen Gebaeuden und Gedenkstaetten,  natuerlich auch einem praechtigen Fremdenverkehrsbuero (in fast jeder Stadt findet man das), sind wir wieder wichtiger australischer Geschichte begegnet – man versaeumt in Australien keine Gelegenheit, um auf die Historie, geschichtliche Staetten usw.  hinzuweisen. Tenterfield bezeichnet sich stolz als “Geburtsplatz  unserer Nation”.  Hier hielt 1889 der Premierminister von New South Wales, Sir Henry Parkes, seine beruehmte Rede, in der er  zur Einheit der australischen Kolonialstaaten aufrief:  “Ein Volk, eine Bestimmung!” 1901 wurde diese Vision dann Wirklichkeit.

Und noch eine Kuriositaet:  Tenterfield  ist  Partnerstadt von Ottobeuren im Allgaeu. Man lud uns zum “Bavarian Music Festival and Beerfest”  im Maerz  mit original bayrischer Trachtenkapelle und Abordnung  ein – aber so lange wollten wir nicht bleiben. Die Partnerschaft haengt mit deutschen Einwanderern zusammen und in der Tat finden sich in Tenterfield noch viele deutsche Namen, z. B. Kneipp.  Ausserdem gibt es in der Gegend dort Edelsteinfelder und Nationalparks. Einen wollten wir besuchen, er war aber wegen der Regenfaelle gesperrt.

Die überfuellten Kuestenorte ("Surfers Paradise") durcheilten wir ziemlich schnell, obwohl die Fahrt durch die Huegel-, Weide- und Waldlandschaft ihres "Hinterlandes" ansprechend ist. Lediglich den szenischen Leuchtturm bei Byron Bay mit seiner fantastischen Meersicht besuchten wir. [Näheres bei einem späteren Reisebericht]

Am Ende dieses Reiseabschnitts stand Brisbane. Eine vielgelobte Stadt, die aber noch deutlich die Spuren der vorhergegangenen verheerenden Ueberschwemmungen zeigte. Die Innenstadt wird vom Brisbane River durchzogen, Faehren sind ein Hauptverkehrsmittel.  Sie fuehren aber noch nicht, als wir da waren.  Uns schien, dass normalerweise die South Bank, das suedliche Ufer, mit Museen, modernen Gebaeuden (viele Firmen), Restaurants, begruenten Wandelgaengen und einer riesigen “Strandbadeanlage” das schoenste Viertel  ist. Man hatte das Viertel zwar wieder eroeffnet und war dabei alles wieder herzurichten, aber es  sah  immer noch schlimm aus. Die Museen dort waren noch geschlossen. Die belebte Innenstadt gefiel uns bis auf die grosse neugotische anglikanische Bischofskirche St. John´s Cathedral nicht besonders  – alles wie gehabt, Geschaefte, Geschaefte … Business must go on! [Bei einer späteren Reise haben wir Brisbane anders erlebt - ich habe darüber berichtet.]

Von Brisbane fuhren wir die Sunshine Coast auf dem Pacific Higway hinauf – Fraser Island war unser Ziel.  Alle waren der Meinung, diese groesste Sandinsel der Welt, versehen mit breiten Straenden, bedeckt mit Regenwald, ausgestattet mit glasklaren Suesswasserseen,  muss man besucht haben. Fuer uns wurde aber Fraser Island zum Alptraum.

Also gut, wir holten in Rainbow Beach die notwendigen Genehmigungen zum Aufenhalt im Naturpark, bezahlten eine Wochen Aufenthalt auf dem Zeltplatz der Central Station und fuhren zur Faehre. Wie alle liessen wir am Strand vom Inskip Point die Luft an unseren Reifen ab und legten das 4 WD-Getriebe ein. Die Fahrt zum Schiff durch tiefen nassen Sand wurde schon zum Test, ob wir ueberhaupt fuer Fraser Island geeignet sind. Wir schafften es bis zum Schiff und der Faehrenfuerer klopfte Wolfram aufmunternd auf die Schulter, gab ihm Tips ("Mate, release more air!") und meinte, du wirst es schon schaffen

Dann rollten wir vom Schiff und 45 km Fahrt ueber den Strand, durch Baeche und Priele, lagen vor uns. Badeaufenhalt lag nicht drin, man hatte uns vor Haien und Krokodilen gewarnt. Mit zunehmender Sicherheit drivte Wolfram durchs  Gelaende und wir erreichten das Eurong Ressort. Von dort ging es dann ueber  eine Sandpiste durch den dichten Regenwald hinauf zum in den Sandbergen gelegenen Zeltplatz. Dieser lag im Schatten von hohen Eukalyptusbaeumen mitten im Urwald, eingezaeunt wegen der Dingos. Wir hatten gleich nach der Einfahrt in den Wald einen gesehen, der vor uns ueber den Weg  trabte (spaeter haben wir noch einige dieser ausgemergelten Geschoepfe gesehen und fotografiert). Auf dem Platz, den wir aussuchten, wurden wir gleich von allen moeglichen Insekten begruesst, die uber uns herfielen. Spaeter kam dann ein kleiner netter Drache gelaufen, der unsere Ankunft beobachtetet hatte - und klaute uns den teuren Kaese vom Tisch, waehrend wir wegen eines ploetzlichen heftigen Regengusses ins Auto gefluechtet waren. Er kletterte unerreichbar auf einen Baum, wo er blitzschnell die Verpackung aufriss und das große Stück verschlang 

Am Abend wurden dann viele Backpacker in grossen Fahrzeugen auf den Zeltplatz gekarrt. Sie liefen in Sandalen, Shorts und Hemdchen herum, ohne zu wissen, was ihnen bevorstand.  Abends war noch  lange Party.  Am naechsten Morgens krochen sie mit geschwollenen roten Gesichtern und Gliedern patschnass und zerstochen aus den Zelten, manche weinend. Sicher waren die meisten froh, dass sie das Eiland wieder verlassen konnten.

Aber uns ging es auch nicht viel besser. Am naechsten Morgen hatte sich eine riesige tiefe Pfuetze um unser Auto gebildet und wir mussten das Fahrzeug schnell zu einem hoeher gelegenen Ort bringen. Es war muehsam, aus dem feuchten und weichen Untergrund herauszufahren, aber unsere Ethel schaffte das - dank der Fahrtechnik, die mir E. beigebracht hatte. Ausserdem waren auch wir ziemlich zerstochen. Am schlimmsten sind die kleinen Sandflys, von ihrem Stich hat man lange etwas. Und so ging es drei Tage. Der Regenwald machte seinem Namen alle Ehre – immer wieder sintflutartige Guesse, bald war alles an uns und im Auto patschnass. Nach dem Wochenende blieben die Touristen aus und nachts alleine im Regenwald war ziemlich unheimlich. Ein schoenes Erlebnis hatten wir aber doch. Wir fuhren zum Mc Kenzie-See und da war eine Zeitlang bestes Wetter. Das Bad in diesem klaren Suesswassersee ist herrlich.

Da wir fuerchteten, wegen des Regens nicht mehr von der Insel zu kommen, machten wir uns nach drei Uebernachtungen auf den Rueckweg.  Fruehmorgens fuhren wir  los, weil da die Touristenusse noch nicht ihre tiefen Rinnen in die nassen Sandwege gegraben haben. In Eurong warteten wir die Ebbe ab und fuhren dann ueber den nassen und weichen Strand zur Faehre. Uebel waren die noch gefuellten Priele, wo das Wasser meterhoch spritzte. Aber es ging alles gut und wir setzten ueber.

Wir liessen unseren Aufenthalt auf Fraser Island fuer einen anderen Campground umwandeln und machten auf einem netten Naturzeltplatz Station, der in einem Waeldchen auf der Landzunge gegenueber Fraser Island liegt. Hier war das Wetter sonderbarerweise meist  schoen und wir sahen mit Genugtuung, wie die Wolken  nach Fraser Island zogen und dort abregneten. Auch gab es wenig Insekten und man konnte bei Ebbe weit in eine Bucht laufen. Auf der anderen Seite der Landzunge brandete der Ocean an einen weiten Sandstrand.

Jeder Zeltplatz hat seine Besonderheit, was die Tierwelt betrifft. Hier liefen viele wilde Truthuener herum. Außerdem machten wir Bekanntschaft mit Trichternetzspinnen. Im Boden befanden sich Loecher mit einer Art Klappe vor dem Eingang. Ich stocherte mit einem Aestchen in einem Loch und eine nicht gerade kleine, dunkle Spinne mit großen Zangen schoss heraus und packte den Stoerenfried. Wir erzaehlten am Telefon unserer Tochter davon und sie war entsetzt. "Lasst bloss die Spinnen in Ruhe", meinte sie, "ihr Biss ist toedlich". Ich schaufelte dann alle Loecher um das Auto zu und trampelte den Sand fest. Am nächsten Morgen waren Loecher und Klappen wieder saeuberlich hergestellt. (Der Name der Spinne kommt von daher, dass das Innere des Loches mit einem trichterfoermigen Gewebe ausgekleidet ist, das am Anfang zu einer Klappe verstaerkt ist. Die Spinne lebt von neugierigen Kaefern, Voegeln oder Eidechsen, die das Loch besichtigen.) Wir sind aber nicht sicher, ob es sich hier um die gefuerchtete Sidney-Netztrichterspinne gehandelt hat oder um eine andere, weniger giftige Art.

Wir sind in der Neu England Region ...
... wenn nicht Kängurus umherhüpfen würden, könnte man denken, man sei in Wales oder im Wiltshire
Überall große Steinklötze ...
... auch auf diesem Campingplatz

... manche Steine formieren sich zum Steinkreis
Angus-Viehzucht wie in Schottland

Glenn Ines - hier fand ich einen hilfbereiten Computerfachmann, der die Daten meines zusammengebrochenen Laptops rettete

Wir erreichen ...

... Tenterfield
...ein Örtchen, das auf seine Geschichte und Söhne stolz ist: hier der Musiker Peter Allen im Museum
Man freut sich auch auf den Besuch aus Ottobeuren, der Partnerstadt im Allgäu

Zwischenstopp: Cape Byron - Leuchttum

Nun sind wir in Brisbane - auf der "South Bank", der Vergnügungs- und Kulturzone am südlichen Ufer des Brisbane Rivers

Noch ist man dabei, die Verheerungen, die Überschwemmungen angerichtet haben, zu beseitigen
Straßenszene
Blick von einer Brücke auf die South Bank ...
... und hier auf das Nordufer mit den Geschäftstürmen
Alt und neu stößt in Brisbane zusammen
St. John´s Cathedral (Bild: wikimedia.org / masalai)

All Saints Church
... manchmal sieht man Originelles in den Straßen - ist dies eine Neugestaltung von "Batman"?
King George Square
Üppige Vegetation in Brisbane ...
... auch auf dem Campinplatz
Auf Grünflächen und in Parks eine Art von Ibissen
Unser nächstes Ziel ist Fraser Island ...
Wir holen uns die Genehmigung zum Besuch der Insel (nur mit 4-WD-Fahrzeug erlaubt)
Luftablassen vor der Durchfahrung des Strandes zur Fähre
Die schwierige Sandstrecke liegt hinter uns und wir warten auf die Fähre
Auf der Fähre
Wir lesen die Verhaltensanweisungen zu der Dingo-Population auf Fraser Island
Auf der Insel - noch mehr Luft ablassen ...
... es geht lange den breiten Strand entlang ...
... und dann durch Wald zu dem von uns gebuchten Campingplatz
Abendessen unter einem improvisierten Regendach ...
... trotzdem werden wir pitschnass
Der hat uns den Käse geklaut!
Fahrt zum Süsswasser-Mc-Kenzie-See inmitten der Insel
Ein Resort auf der Insel
In solchen Bussen werden Touristen durch die Insel gekarrt
Rückfahrt über nassen Sand und Priele
Eine Mövenschar bedeckt den Himmel vor uns
Dingos traben hungrig am Strand
Nach der Rückfahrt mit der Fähre ein Campingplatz auf einer wasserumgebenen Landzunge
Die "Waffen" im Kampf gegen die allgegenwärtigen Mücken
Wilde Truthühner beleben die Uferzonen ...
... und im Untergrund lauern Trichternetzspinnen. Hier tritt Wolfram Spinnenlöcher zu
Weiterfahrt erst auf Zedern gesäumter Straße ...
... und dann mit manchen kuriosen Ausblicken


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