5. Mit "Ethel" auf Nebenstraßen nach Albany

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Maitraya / Albany 23. Dez. 2010

Wir sind nun seit zwei Tagen an unserer dritten Reisehauptstation angekommen: nach Perth, Shark Bay (Ocean Park) in Maitraya bei Albany. Das liegt an der Westkueste ganz unten am „Suedlichen Ocean“, 400 km von Perth entfernt (obwohl wir mit Nebensstrassen 750 km gefahren sind).

Maitraya ist ein weitlaeufiges Anwesen, Parkgelaende, buschumgeben, mit Teichen, Strand und einem grossen Hauptgebaeude mit vielen Zimmern, Saelen, Schwimmbad, bepflanztem Innenhof - wunderschoen ausgestattet. Ein „Retreat“, das R., dem Vater von A.s Freund gehoert. Es wird an Gaeste vermietet. Jetzt zu Weihnachten ist die ganze grosse Familie dort eingetroffen. Auch C. , mein Zweitaeltster, kam gestern von Perth, nach einem Aufenthalt in Bali, dort an.

Abends sitzen alle an einem langen Tisch und speisen, was die Frauen gekocht haben. Eine lustige, gut gelaunte Familie, die uns ganz unkompliziert in ihre Mitte nimmt.

Wir sind in einem Cottage, einem Landhaus auf dem Gelaende, untergebracht.

Leider haben wir gestern abend eine traurige Nachricht empfangen. J., unser Nachbar und Freund, der „Vater“ von Fritz, unserem Gasthund in Margarita, ist an den Folgen einer Operation gestorben.  Das macht uns traurig, denn wir mochten ihn. Er war noch so froehlich und optimistisch an unserer Abschiedsfeier. Und wir machen uns nun Sorgen um Fritz. Wir werden ihn, wenn es geht, in unsere Obhut nehmen, wenn wir zurueckkommen.

Im Fernsehen sehen wir Katastrophenbilder aus der noerdlichen Westkueste Australiens, um Carnarvon.

Die starken Regenfaelle im Zusammenhang mit einem Zyklon haben schlimme Schaeden angerichtet. Viele Haeuser und „Stations“ ( Farmen) sind ueberflutet und zerstoert worden. Auch die Station von E.s Bruder S. und der Ocean Park sind betroffen. Die unbefesstigten Strassen dorthin sind noch unpassierbar. 

Heute haben wir am Strand das Fahren mit dem Vierradantrieb im Sand unter  Anleitung von E. geuebt. Es ging ganz gut. Unser Landcruiser hat sich bisher gut bewaehrt. Wir haben ihn in Fremantle von einem jungen englischen Paar erworben, das nun – nach Australienumrundung - nach Birmingham zurueckkehrt.

Jetzt verrate ich auch, wie das Fahrzeug zu seinem Namen kam. Eine ältere Verwandte namens Ethel hat dem jungen Paar das Geld für das Fahrzeug spendiert. Ihr zu Ehren haben sie es so benannt und beschriftet. Ein Fahrzeug mit derart auffälliger Kennzeichnung, das durch seine professionelle Ausrüstung sowieso schon auffalle, errege natürlich Aufsehen und sei inzwischen überall in Australien bekannt, erzählten uns die Engländer. Jeder würde sich freuen, wenn er dem Trum wieder begegne. Wir hielten das für ein gutes Omen und haben dem Wagen den Namen und der Tante die Ehre belassen.

Auf einem Campingplatz, auf dem wir eine Huette gemietet hatten, liessen wir uns in die Bedienung des Geräts einweisen – und dann ging es mit unserer Tochter los. A. hat uns gut in die australischen Sitten eingefuehrt und sie war fuer mich eine strenge Fahrlehrerin: Linksverkehr und sonstige Tuecken. Jetzt habe ich mich eingefahren und kann ganz gut mit dem schweren Gefaehrt umgehen.

Zuerst ging es nach Margret River. Uebernachtung in diesem huebschen Ferienort in einem Campingpark am Fluss, umgeben vom subtropischen Regenwald. Ueberall bunte Papageien und weisse Kakadus. Fahrt zum Meer und Baden an einem weissen Sandstrand im Indischen Ozean. Grosse Wellen, kaltes Wasser. Baden natuerlich nur in sicherer Bucht und nicht weit hinaus ins Wasser. Man weiss ja nie, ob ein Hai vorbeikommt.

Auf der Weiterfahrt glaubt man sich bisweilen in die Provence versetzt. Weinberge, Weingueter umgeben von bluehenden Bueschen, auf dem Weg ein Cafe in einem Lavendelgarten.

Weiter geht die Fahrt auf  Nebenstrassen durch riesige Eukalyptuswaelder. Im Boranup Forest biegen wir zu einer einsamen, mitten im Wald gelegenen Campingsite ein. Man wirft die Anmeldungsdaten mit einem Dollarbetrag in eine Art von Briefkasten. Einige Stellplaetze, Tische mit Baenken, ein Klo. Solche Stellplaetze gibt es ueberall in den Nationalparks.  

Kein Mensch ausser uns. In der Daemmerung breiten wir unser Abendessen auf einem Tisch aus, mit Mueckenkerze. Vollmond, Sterne ueber uns. Um uns die Gerausche des naechtlichen Waldes, Vogelstimmen, ein Kookaburra lacht. Dann kriechen wir in unsere Schlafkojen im Campervan, A. schlaeft draussen in ihrem Outbackschlafsack.

Morgens einpacken. Das Aus- und Einpacken unserer vielen Gepaeckstuecke – mit Weihnachtspaketen – ist ziemlich muehsam. Ueberhaupt die „Ordnung“! Staendig suchen wir etwas! Aber mit der Zeit kriegt man Routine!  

Unser naechstes Ziel ist Pemberton. Auf dem Weg besuchen wir am Cape Leeuwin den Leuchturm, einer der aeltesten und hoechsten Westaustraliens. Erinnert uns alles ein wenig an das Capo Creus. Leuchtuerme sehen scheint’s ueberall gleich aus! Allerdings: Schlangenwarnung! Nicht von den Wegen abweichen!

Dann von Pemberton aus zum Warren Nationalpark auf einer Waldpiste. Im Drafty’s Camp machen wir Halt. Etwas besser ausgestattet als das letzte Camp. Einige Camper in Campervans treffen mit uns ein. Wildnis umher. Wieder: auspacken, Abendessen, Schlafen. Der Schlaftee – zubereitet mit dem Wasser aus dem Kuechentrakt - schmeckt scheusslich. Das Wasser ist salzig.  Nachts springt ein Possum, ein kleines Beuteltier, von einem Baum auf das Dach unseres Landcruisers und macht sich dann an unserem Muellsack zu schaffen. Morgens weckt uns das Lachen des Kookaburras und das Geschrei der Papageien und anderer Voegel.

Ich jogge auf einem kleinen Pfad den Flusslauf entlang, ziemlich bald habe ich mich verirrt und finde nur mühsam zurück. Inzwischen hat sich unsere Tochter auf die Suche nach mir gemacht. Dagmar, allein gelassen, steht Ängste aus: wo bleiben sie nur? Ich treffe vor A. wieder im Camp ein. Bange Frage von Dagmar und mir: wo ist jetzt die Tochter abgeblieben? Als sie zurückkommt, muss ich mir mal wieder einen Tadel anhören: "So etwas macht man nicht in der ausstralischen Wilderness - alleine in unbekanntem Terrain! Und lass Dagmar nie allein in der Wildnis!".

Was ich auf meinem Weg erlebt habe: riesige Eukalyptusbaeume, dicht an dicht, Name der Hauptsorten (Eingeborenensprache) Karris und Marris, dichtes Unterholz, bluehende Pflanzen, Pilze, Insekten, schwarze Kakadus, im modrig-braunen Fluss umgestuerzte Baeume ... Phantastisch diese Vielfalt! Urwald – aber zivilisiert - mit Wegen, Hinweisschildern, Picknickplaetzen, Campgrounds usw. Australien ist ein geordnetes Land. Naturschutz vorbildlich, im Einklang mit Tourismusförderung. Feuer nur an Feuerstellen auf den Campgrounds, mit gekauftem Holz (Holzsammeln ist verboten und gefährlich - wegen der Schlangen und Spüinnen), Kochen auf den bereitgestellten abgesicherten Gasherden in den Camperkitchen, Wege dürfen nicht verlassen werden, überkommt es einen außerhalb der Campgrounds mit ihren Toiletten, werden Exkremente vergraben, nirgends Muell – muss mitgenommen werden. Australier sind ziemlich diszipliniert. Wer sich nicht an die Regeln hält, wird freundlich darauf aufmerksam gemacht. Unversehens taucht auch ein Ranger auf, der zur Ordnung ruft und saftige Strafen austeilen kann.

Am naechsten Tag Abstecher zum Gloucester Tree, einem ueber 60 m hohen Eukalyptus-(Karri-)Baum.

Man kann auf Eisensprossen auf ihn hinaufklettern. Urspruenglich ein Auslug fuer Waldbraende. Mit Herzklopfen mache ich mich an den Aufstieg, komme etwas ausser Atem. Aber oben wird man mit einem phantastischen Ausblick ueber die bewaldete Huegellandschaft bis hin zu den Kuestenduenen belohnt.

Weiterfahrt durch endlose Eukalyptuswaelder, unterbrochen von Busch- und Weidelandschaft, auch Weinbergen, einige kleine Ansiedlungen, wenig Verkehr auf den manchmal beaengstigend schmalen, aber auch zeitweilig breiten Strassen. In Walpole machen wir Halt, picknicken und baden in einer Lagune, in der Surfer und Kiter ihre Bahnen ziehen. Toll, wie sie ihre Sportart beherrschen! In Denmark suchen wir einen „normalen“ Campingplatz auf, um wieder Duschen zu koennen. Abends gepflegtes Essen in einem italienischen Restaurant. Leider sind diese Vergnuegen immer sehr teuer.

Am naechsten Tag laufen wir in Albany ein. Ehe wir uns aber nach Maitraya begeben, fahren wir zum „Gap“ ("Lücke"), einem Cap, wo gewaltige Granitfelsen die Stelle bezeichnen, an der in Urzeiten Australien und die Antarktis auseinanderbrachen und auseinander drifteten.

Jetzt blicken wir dem Heiligen Abend entgegen, der aber in Australien üblicherweise nicht gefeiert wird (unsere Gastgeber machen eine Ausnahme). Ueberhaupt will keine rechte Weihnachtsstimmung aufkommen bei dem zwar kuehl-regnerischen, aber doch sommerlichen Wetter und der gruenen, bluehenden Umgebung. Eben zieht ein Gewitter auf, die Froesche quaken. In Albany machen die Leute Weihnachtseinkaeufe, aber den Rummel wie in Deutschland gibt es nicht. Ausserdem hat Dagmar eine ueble Magenverstimmung, moeglicherweise vom Muschelgenuss.

24. Dez.: Dagmar geht es besser. Ein strahlend schoener Sommertag. Die Voegel singen mit fuer uns seltsamen Lauten. Ich soll heute abend auf dem Klavier „Stille Nacht“spielen.

Die Bilder sind klein - aber man kann sie durch Anklicken vergrößern

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Dies ist das englische Paar, das uns Ethel verkauft hat
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Jetzt ist Ethel in unserem Besitz - nun kann´s losgehen
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Strand bei Margret River
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Weinfelder bei Margret River ...
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Rast im Boranup Forest
 
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Beim Leuchtturm am Cape Leeuwin

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Warren Nationalpark
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So sieht ein Campground in einem australischen Nationalpark aus - Drafty´s Camp
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Das ist die Camper-Küche mit einem allen zu Verfügung stehenden Gasherd

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Hier bin ich lang gejoggt - "Warren River Loop Trail"
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Warren River
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Der Gloucester Tree
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Aussicht vom Gloucester Tree
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Der Sittich sucht sich lieber am Boden was
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Weiterfahrt durch Eukalyptuswälder
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Rast und Planung der Weiterfahrt in einem Café mit schönem Garten
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Auf der Weiterfahrt gibt es immer wieder schöne Ausblicke (hier bei Walpole)
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Bei Albany machen wir Halt am "Gap" - Hier drifteten in Urzeiten Australien und die Antarktis auseinander
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Wie gewaltig die Granit-Felsen sind, sieht man an dem kleinen Menschlein (Dagmar?) auf der Naturbrücke

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Maitraya bei Albany - hier hat schon manche Berühmtheit logiert
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Kunst - innen und außerhalb
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Das Cottage, in dem wir wohnten
Unsere kleine Familie bei bescheidenen Frühstück
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Beim Dinner der Großfamilie ging´s opulenter her - hier die Frauen bei der Vorbereitung in der Küche .
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Der Familienchef läßt es sich aber nicht nehmen, ein Spezialgericht vorzubereiten ...
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... und dann sitzt alles beisammen und läßt es sich schmecken
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Am Heiligen Abend erhalten die Kinder ihre Geschenke

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